Max Dombrowski "So ein Erlebnis ist einzigartig!"

Max Dombrowski verbrachte sein Sozialpraktikum in der St. Franziskus Schule in Ingerkingen. Eine Woche lang konnte er die Lehrkräfte bei Ihrer täglichen Arbeit mit einer Gruppe geistig beeinträchtigter Kinder und Jugendlichen unterstützen und wertvolle Erfahrungen fürs Leben sammeln.


Max, welche Erwartungen hatten Sie im Vorfeld an die Woche?

Ich hatte keine allzu großen Erwartungen, da ich so gar nicht wusste, was auf mich zukommt. Als ich dann in meine Klasse kam, habe ich mich einfach auf diese Woche gefreut und darauf, die Jugendlichen in verschiedenster Weise kennen zu lernen.
 

Was waren Ihre Aufgaben?

Ich habe wie alle anderen am Unterricht teilgenommen. Es waren immer 2-3 Lehrkräfte im Klassenzimmer, die den Jugendlichen bei ihren Aufgaben geholfen haben - ich war zusätzlich als Unterstützung da. Die Schüler hatten ganz normale Fächer wie Mathe und Deutsch. Da jeder Schüler auf Grund seines Fortschritts im Arbeitsbuch unterschiedliche Aufgaben macht, bräuchte eigentlich auch jeder von ihnen seinen eigenen Lehrer - da konnte ich gut unterstützen.
 

Wie kann man sich einen typischen Tagesablauf in der Einrichtung vorstellen?

Morgens kommen die Schüler ab 8.30 Uhr in die Klasse. Gestartet wird mit einem Stuhlkreis. Jeder hat die Gelegenheit über etwas zu erzählen, das einen beschäftigt oder man am vergangenen Tag erlebt hat. Die Lehrer bringen auch immer die Tageszeitung mit.  Man spricht über die aktuellen Themen oder die Schüler lesen einen Artikel vor, der sie interessiert.
 

Was hat Sie besonders überrascht?

Es besteht ein sehr großer Unterschied zwischen den 7 Schülern. Der eine rechnet mit Quadraten und Rechtecken den Flächeninhalt aus und die nächste rechnet noch mit Perlen im 10er-Bereich. Man kann es sich kaum vorstellen wie unterschiedlich die Jugendlichen gefördert werden müssen. Es ist nicht vergleichbar mit dem Unterricht in normalen Schulen.
 

Was hat Ihnen besonders Spaß gemacht?

Mir hat es sehr viel Freude bereitet mit den einzelnen, vor allem sehr unterschiedlichen Jugendlichen zu arbeiten. Allgemein macht es mir sehr viel Spaß mit Kindern zu arbeiten, daher war das Sozialpraktikum eine tolle Erfahrung.
 

Haben Sie etwas für Ihren beruflichen Alltag mitgenommen?

Ja, denn für die Kinder braucht man in erster Linie viel Geduld und das kann man in den Alltag mitnehmen. Ich selbst mache eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. Eine Erfahrung, die ich fast täglich mache ist, dass beispielsweise nicht jeder Kollege fachspezifische Erklärungen sofort versteht – eine Situation, die Geduld von beiden Seiten fordert.
Was mir in dieser Woche noch aufgefallen ist, dass jeder Mensch anders ist. Bei diesen Jugendlichen ist das noch extremer. Sie unterscheiden sich sehr. Doch auch in unserer Gesellschaft ist jeder anders. Man muss jeden einzelnen Menschen so akzeptieren, wie er ist und ihm auch die Zeit geben, die er braucht, bis er etwas versteht.
 

Würden Sie die Teilnahme am Sozialpraktikum weiterempfehlen?

Auf jeden Fall, da man in dieser Woche einfach mal sieht, wie es den Kindern und Jugendlichen geht, die geistig beeinträchtigt sind. Man hat oft Vorurteile gegenüber Jugendlichen mit Beeinträchtigung, wenn man ihnen in der Öffentlichkeit begegnet. Doch nach dieser Woche kann ich sagen, dass sie in manchen Hinsichten viel glücklicher sind, als wir es uns vorstellen können - und vielleicht sind sie sogar glücklicher als wir. Jeden Morgen kommen die Jugendlichen mit einem Strahlen in die Klasse und freuen sich auf den anstehenden Tag. Diese Erfahrung zu machen, kann man nur jedem weiter empfehlen.
 

Was war Ihr goldener Moment?

Mein absolutes Highlight war die kleine Jule. Sie ist 14 Jahre alt und leidet am Down-Syndrom. Menschen mit dieser Krankheit sind bekannt dafür, dass sie sehr anhänglich und emotional sind. In meinen 5 Tagen an der Schule hatte ich 5 verschiedene Highlights mit ihr.

Bereits am ersten Tag in der kleinen Vorstellungsrunde, hat sie mir mitgeteilt, dass sie sich bereits nach 10 Minuten in mich verliebt hat und mich heiraten will. Zuerst wusste ich gar nicht, wie ich reagieren soll. Ich war erst seit kurzem in der Klasse und hatte noch keine Erfahrungen gesammelt. Doch die Lehrkräfte haben mir direkt aus der Situation geholfen. Sie erklärten Jule, dass man sich nicht nach 10 Minuten unsterblich in eine Person verlieben kann und es ja auch möglich wäre, dass ich mein Herz bereits jemand anderem geschenkt habe. Natürlich hat sie mich sofort gefragt ob ich eine Freundin habe. Und ja, ich musste sie leider enttäuschen. Ihre Antwort war wieder der Wahnsinn: „War ja klar, die Guten sind ja immer sofort weg!“

Am zweiten Morgen folgte gleich das nächste Highlight. Sie lief telefonierend mit ihrem alten, nicht funktionsfähigen Handy in das Klassenzimmer. Sie telefonierte mit ihrer imaginären Freundin, was schon am Morgen für reichlich Gelächter sorgte. Doch das war noch nicht alles: Anschließend machte sie mit beiden Lehrern ein Selfie. Ich blieb wieder nicht verschont, als sie sich umsah und meinte „Komm mein Prinz, wir machen auch noch ein Selfie“ wusste ich direkt, dass ich gemeint war. Mein zweites Highlight war somit eingetütet. Die Lehrkräfte und ich mussten uns immer sehr konzentrieren, doch ohne zu Lachen ging es nie.

Am Mittwoch hatten wir nur halbtags Unterricht - doch auch in dieser kurzen Zeit war Jule wieder für eine Überraschung gut. Als alle im Morgenkreis saßen und jeder von seinem gestrigen Tag erzählte, oder etwas aus der aktuellen Zeitung vorlesen durfte stand Jule auf und bat alle um ihre Aufmerksamkeit. Zuerst erzählte sie von ihrem Tag - sie war noch Schlittenfahren und dann hieß es: „Achja Max, dir muss ich leider auch noch was mitteilen. Ich hab gestern einen neuen Mann kennen gelernt und ich mach Schluss“. Wieder war es schwierig bei der Sache zu bleiben. Die Lehrerin stellte schnell klar, dass man nicht Schluss machen kann, wenn man doch gar nie zusammen war. Doch Jule konterte darauf nur: „Ja, jetzt ist es aber so. Ich finde dich aber immer noch ganz süß“.

Jetzt dachte ich, hat das Theaterspiel ein Ende. Nachdem sie mit mir nach nur 3 Tagen wieder „Schluss gemacht“ hat - traurig aber wahr. Doch es kam wie es kommen musste.

Am Donnerstagnachmittag stand Sport auf dem Programm und wir sind gemeinsam in die im Ort gelegene Sporthalle gelaufen. Als ich in meinem Deutschlandtrikot aus der Umkleidekabine kam, konnte sich Jule nicht mehr auf der Bank halten und kam angestürmt: „Oh mein Gott! Siehst du gut aus in deiner Sportkleidung - ich bin dein größter Fan“. Alle anderen saßen wie ausgemacht auf der Bank, also hab ich mich zu ihnen gesetzt und Jule gebeten, sich doch auch wieder hin zu setzen. Sie konnte allerdings nicht, bis sie jedem in der Halle erzählt hat, dass sie mein größter Fan sei. Dann meinte sie noch, wenn ich Fußball spiele, kommt sie mal vorbei. Als mein größter Fan möchte sie mich kräftig anfeuern - natürlich als Cheerleader, wie sich es gehört und mit Pom Poms. Zum Glück konnte sie sich anschließend wieder auf den Sportunterricht konzentrieren und mich doch ein wenig aus den Augen verlieren.

Das Abschlusshighlight kam mit dem Abschied. Als es Zeit war tschüss zu sagen und ich den Jugendlichen für ihre Zukunft alles Gute wünschte war Jule etwas enttäuscht. Die Woche ging zu schnell zu Ende und sie verabschiedete sich ausgiebig. Mit offenen Armen kam sie auf mich zu. Sie drückte mich zum Abschied nochmals fest und fragte ganz lieb, ob ich nicht nochmals vorbei schauen kann, denn es sei eine so schöne Woche gewesen. Aber das war noch nicht alles, ihr letzter Satz war dann wieder eine Liebeserklärung und so endete diese sehr spannende Woche meines Sozialpraktikums mit vielen Höhen und Tiefen der Gefühle.
 

Liegt Ihnen sonst noch etwas auf dem Herzen?

Ich möchte mich bei der Uzin Utz SE bedanken, solch eine Erfahrung erlebt zu haben. So ein Erlebnis ist einzigartig und man bekommt nicht oft die Chance sich von solch einer Einrichtung ein Bild zu machen.

 

Das Interview wurde im Februar 2019 geführt.

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